Einaldung zum Friedensgebet 2018

Friedensgebet in der Neuhauser Straße

Am 15. Oktober fand wieder das traditionelle gemeinsame Friedensgebet der Münchner Religionsgemeinschaften vor der St. Michaels Kirche in der Fußgängerzone statt. Es war ein wunderbares Erlebnis. Vertreter der katholischen, der evangelischen, der orthodoxen sowie der anderen christlichen Kirchen standen gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde, des Muslimrats, des Münchner Forums für Islam, der Aleviten sowie der Deutschen Buddhistischen Union auf der Bühne und beteten für ein friedlicheres Miteinander.

Wir Buddhisten wurden dieses Jahr von Ursula Unger vom Diamantweg vertreten. Das Textheft mit allen Gebeten findet ihr hier.

Auf der anschließenden Vollversammlung des Rats der Religionen in München kam es angesichts der aufgeheizten gesellschaftlichen und politischen Stimmung im Land zu einem Austausch über die Würde des Menschen und wie sie in den verschiedenen Religionen begründet wird. Im Christentum, Judentum und im Islam folgt die unantastbare Würde des Menschen vor allem aus der Tatsache, dass die Menschen in ihrer heute erkennbaren Vielfalt von Gott so geschaffen wurden.

Thomas Barth lieferte folgenden Beitrag aus buddhistischer Sicht:

Wir Buddhisten sehen in jedem Menschen die Möglichkeit angelegt, ein Buddha zu werden. Meist ist sie nicht voll entwickelt, aber allein das Vorhandensein der Anlage lässt uns einander mit Achtung begegnen.

Uns ist bewusst, dass wir Menschen in dieser Welt nur in größeren Gemeinschaften überleben können. Und auch das gelingt uns nur, weil uns die Tiere und Pflanzen so großzügig mit Nahrung und Sauerstoff versorgen und uns die Erde günstige Bedingungen bietet. Wir können also nicht alleine leben, sondern nur gemeinsam mit dem anderen Leben auf dieser Erde.

Wenn in einer Gemeinschaft von Menschen Spannungen auftreten, weil es verschiedene Meinungen gibt, suchen wir nach Konsenslösungen, nach Lösungen, die möglich viele Menschen mittragen können. Dazu müssen wir miteinander sprechen, nicht über einander. Wenn wir die Sorgen und Nöte, die Bedürfnisse und Wünsche der anderen kennen, können wir sie auch verstehen. Nur auf diese Weise können wir Harmonie wiederherstellen und das mit den Spannungen verbundene Leiden überwinden.

Das Problem sind nicht die anderen Menschen, sondern Gewalt, Ausgrenzung, Hass, Wut und Arroganz. Wir müssen einander helfen, diese Gefühle zu überwinden. Glück ist keine individuelle Angelegenheit. Das Glück und das Leiden anderer ist nicht getrennt von unserem eigenen Glück und Leiden. Nur gemeinsam können wir Leiden überwinden und wahres Glück finden.