Thays Neu-Übersetzung des Herz Sutra

Thay-Teaching-whiteboard-chinese-709x1024Am 11. September hat Thay eine tiefgründige und wunderschöne Neu-Übersetzung des Herz Sutra ins Englische fertig gestellt. Das Herz Sutra ist eines des bedeutendsten Texte des Mahayana Buddhismus.

Dieser Text wurde von Ursula Richard, Karl und Helga Riedl, Sabine Jaenicke und Schwester Bi Nghiem gemeinsam ins Deutsche übersetzt. Der Wortlaut folgt weiter unten.

Thay hat seine Gründe, das Herz Sutra neu zu übersetzen, ausführlich dargelegt (lesen). Eine Version des Herz Sutra zum Ausdrucken gibt es auch.

Die englischen Orginalversionen findet ihr hier: http://plumvillage.org/news/thich-nhat-hanh-new-heart-sutra-translation/

Die Einsicht, die uns an das andere Ufer bringt

Als Avalokiteshvara
sich tief in der Einsicht übte,
die uns an das andere Ufer bringt,
entdeckte er plötzlich, dass
alle fünf Skandhas gleichermaßen leer sind,
und durch diese Verwirklichung
überwand er alles Leiden.

„Höre, Sariputra,
dieser Körper selbst ist Leerheit,
und Leerheit selbst ist dieser Körper.
Dieser Körper ist nichts anderes als Leerheit
und Leerheit ist nichts anderes als dieser Körper.
Dasselbe gilt für Gefühle,
Wahrnehmungen, geistige Formkräfte und Bewusstsein.

Höre, Sariputra,
alle Phänomene tragen das Zeichen der Leerheit:
Ihre wahre Natur ist die Natur von
Nicht-Geburt und Nicht-Tod,
kein Sein, kein Nicht-Sein,
keine Verunreinigung, keine Reinheit
kein Zunehmen, kein Abnehmen.

Deshalb sind in der Leerheit
Körper, Gefühle, Wahrnehmungen,
geistige  Formkräfte und Bewusstsein
keine getrennten, eigenständigen Gebilde.

Die Achtzehn Bereiche der Phänomene,
die da sind: die sechs Sinnesorgane,
die sechs Sinnesobjekte,
und die sechs Bewusstseine,
sind ebenfalls keine getrennten, eigenständigen Gebilde.

Die Zwölf Glieder des abhängigen Entstehens
und ihr Erlöschen
sind ebenfalls keine getrennten, eigenständigen Gebilde.
Leiden, die Ursachen des Leidens,
das Ende des Leidens, der Pfad,
Einsicht und Erlangen
sind ebenso keine getrennten, eigenständigen Gebilde.

Wer immer das erkennen kann,
muss nichts mehr erlangen.

Bodhisattvas, die sich in der Einsicht üben,
die uns an das andere Ufer bringt,
sehen keine Hindernisse mehr in ihrem Geist,
und weil es keine Hindernisse mehr in ihrem Geist gibt,
können sie alle Angst überwinden,
alle falschen Wahrnehmungen vernichten
und vollkommenes Nirvana verwirklichen.

Indem alle Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
sich in der Einsicht üben,
die uns an das andere Ufer bringt,
sind sie fähig,
wahre und vollkomme Erleuchtung zu erlangen.

Deshalb Sariputra,
sollte man wissen, dass
die Einsicht, die uns an das andere Ufer bringt,
ein großes Mantra ist,
das höchst erleuchtende,
das allerhöchste Mantra,
ein Mantra ohnegleichen,
die Wahre Weisheit, welche die Kraft hat,
jeder Art von Leiden ein Ende zu bereiten.
Deshalb lasst uns ein Mantra verkünden,
um die Einsicht zu preisen,
die uns an das andere Ufer bringt.

Gate, Gate, Paragate, Parasamgate, Bodhi Svaha!
Gate, Gate, Paragate, Parasamgate, Bodhi Svaha!
Gate, Gate, Paragate, Parasamgate, Bodhi Svaha!”