Thay und Papst unterzeichnen Erklärung gegen moderne Sklaverei

Am 2. Dezember wurde im Vatikan eine gemeinsame Erklärung vieler religiöser Führer zu moderner Sklaverei und Menschenhandel unterzeichnet. Thay hat dafür eine Rede vorbereitet, die er wegen Krankheit nicht halten konnte. Schwester Chan Khong hat sie für ihn vorgelesen.

Margrit Wiederkehr hat dankenswerterweise die Pressemitteilung von Plum Village zu diesem Ereignis auf Deutsch übersetzt. Es folgt nun der Wortlaut. Danach kommen noch ein paar weiterführende Links.

Vatikan, 2. Dezember 2014

Während Thich Nhat Hanh immer noch in kritischem Zustand im Spital weilt, haben ihn seine nächsten (Senior-)Mönche und Nonnen in Rom vertreten um gemeinsam mit anderen religiösen Führern einen spirituellen Standpunkt (spiritual stand?) gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel zu formulieren.

Eingeladen von Papst Franziskus, an einem historischen Treffen teilzunehmen, das von Global Freedom Network organisiert wurde, vertreten Thich Nhat Hanh und seine Vertreter den Buddhismus und wollen an diesem Tag – am Geburtstag vom Ende der Sklaverei in Amerika – eine Erklärung unterschreiben und an die Vereinten Nationen appellieren, Menschenhandel und Sklaverei weltweit zu beenden. Papst Franziskus, Thich Nhat Hanh,  Amma, Rabbi Skorka, Grand Imam of Al Azhar und andere spirituelle Führer/innen wollen der Welt zeigen, dass alle grossen Religionen einig sind, dass Menschenhandel, Kinderarbeit und andere Arten der Sklaverei ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ sind.

Am Vortag des Treffens, am 1. Dezember hat die Gemeinschaft von Thich Nhat Hanh einen noch nie so dagewesenen Tag der spirituellen Praxis im Vatikan mitgeleitet. Thich Nhat Hanh hatte diesen Anlass  initiiert, bevor er am 11. November ins Koma fiel. Katholische Nonnen, hinduistische Yogis, englische Priester und buddhistische Mönche machten zusammen Gehmeditation. Sie assen zusammen und beteten zusammen als spirituelle Brüder und Schwestern, vereint in Mitgefühl und Aktion. Schwester Chan Khong, Thich Nhat Hanh’s älteste Schülerin und der Direktor des sozialen Arbeitsprogramms empfahlen der Versammlung, selbst mit den Menschenhändlern Mitgefühl zu haben, die ihrerseits Opfer der Armut, des Hasses und er Gewalt sind.

Sister Chan Khong las vor der Versammlung und der Presse aus Thich Nhat Hanh’s vorbereiteter Rede: „In dieser globalisierten Zeit, geschieht das, was einem von uns passiert, uns allen. Wir sind miteinander verbunden (intersein) und mitverantwortlich. Aber auch mit unserem besten Willen, wenn wir zu geschäftig sind und weggeschwemmt von unseren täglichen Bedürfnissen, materiellen Notwendigkeiten oder unseren emotionalen Annehmlichkeiten, um unsere gemeinsamen Hoffnungen zu realisieren. Die Kontemplation muss mit Aktion einhergehen. Ohne eine spirituelle Praxis werden wir unseren Traum aufgeben.

In unserer Arbeit, moderne Sklaverei zu beenden müssen wir Zeit finden, um uns um den gegenwärtigen Augenblick und um uns selber zu kümmern. Wenn wir das tun, können wir einigen Frieden in unserem Körper und Geist finden und unsere Arbeit fortsetzen. Wir müssen unser eigenes Leiden erkennen und umarmen, unseren Aerger, unsere Angst und unsere Hoffnungslosigkeit, so dass die Energie des Mitgefühls in unserem Herzen bestehen bleibt. Wenn wir mehr Klarheit in unserem Geist haben, werden wir Mitgefühl, nicht nur für die Opfer, aber auch für die Menschenhändler selber haben. Unser Mitgefühl kann helfen, sie in Freunde und Verbündete zu transformieren.

Um unsere Arbeit des Mitgefühls weiterzuführen, brauchen wir alle eine spirituelle Gemeinschaft, die uns unterstützt und beschützt. Eine echte Gemeinschaft, mit wahrer Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit, Mitgefühl und Verständnis. Wir sollten diese Arbeit nicht alleine, als Einzelkämpfer tun.

Die Wurzeln der modernen Sklaverei sind tief und die Ursachen und Bedingungen, die Netzwerke und die unterstützenden Strukturen sind komplex. Darum brauchen wir eine Gemeinschaft, die diese Arbeit, das menschliche Leben zu beschützen, weiterführt, nicht nur bis 2020, sondern bis weit in die Zukunft.“

In Abwesenheit von Thich Nhat Hanh werden Sister Chan Khong und Thay Phap An die Deklaration mit dem Siegel von Thich Nhat Hanh unterzeichnen. In der buddhistischen Tradition ist das so kraftvoll, wie wenn er persönlich anwesend wäre.

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