Neues von Thays Gesundheitszustand

Am 28. Juni hat Plum Village wieder einen Bericht über Thays Gesundheitszustand veröffentlicht. Hier sind die wichtigsten Neuigkeiten:

Seit Anfang April hat Thay große Fortschritte gemacht. Er kann wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Er hört gerne den Mönchen und Nonnen beim Singen zu und bei manchen Liedern summt er mit. Bei Namo Avalokiteshvara auf Vietnamesisch singt er sogar einzelne Wörter mit.

Thay zeigt einen starken Willen, sich auch körperlich wieder zu erholen. Er kann sehr gut aufrecht sitzen. Seit drei Wochen versucht er wieder zu gehen. Wegen seiner rechtsseitigen Lähmung braucht er dazu noch die Unterstützung zweier Mönche.

Thay ist jeden Tag im Freien und genießt die Natur. Mit Gesten weist er seine Begleiter immer wieder auf die Schönheiten hin.

Die Orginalmitteilung von Plum Village auf Englisch findet ihr hier.

Die Übersetzung von Margrit Wiederkehr ins Deutsche folgt nun:

Neuigkeiten über den Gesundheitszustand von Thay: 28. Juni 2015

Wir sind glücklich, Euch mitzuteilen, dass Thay große Fortschritte gemacht hat, seit er im April nach Plum Village zurückgekehrt ist. Jeden Tag war Thay draußen in der Natur. Er freute sich an den Blüten, am Vogelgesang und ruhte am Fuße eines Baumes. Thay liegt gerne in seiner Hängematte in der Nähe des Bächleins, in der Kühle des Bambushaines, den er vor mehr als 30 Jahren gepflanzt hatte.

Ärzte und Pflegerinnen besuchen Thay weiterhin und er erhält Physiotherapie, Massage und Akupunktur jeden Tag. Das Begleitteam unterstützt ihn und sorgt weiterhin für Thays Bedürfnisse, rund um die Uhr.

Trotz seines fortgeschrittenen Alters, hat Thay bemerkenswerte Fortschritte gemacht.

Eines Tages entschied Thay selber, dass er nun bereit sei, selber festes Essen zu schlucken und wies sein Team an, ihm einen Apfel, dann eine Zitrone und dann eine Avocado zuzubereiten. Mit großer Freude genoss Thay jeden Bissen, indem er ihn mindestens 40 mal kaute, bevor er ihn schluckte. Alle waren sehr überrascht. Thays Achtsamkeit, Konzentration und Freude, das Essen wirklich zu geniessen, war bemerkenswert. Seit diesem Tag freut sich Thay, dass er sich mit großer Konzentration und Entschlossenheit selber ernähren kann. Die Schwestern haben mit viel Liebe und Kreativität verschiedene gesunde Mahlzeiten für ihn bereitet, die er mit Vergnügen isst. Sobald Thay sich selber ernähren konnte, überraschte er die Ärzte, indem er seine Ernährungssonde selber entfernte, ohne Komplikationen. Thay lächelte und wir alle lächelten.

Kürzlich hat Thay begonnen, seine Lautäußerungen zu entwickeln, indem er einstimmte, wenn seine Begleiter sangen. Das erste Mal, als das geschah, sang eine der Schwestern in vietnamesisch den Namen von Avalokita, dem Bodhisattva des großen Mitgefühls. Thay sprach plötzlich die letzte Silbe „Am“ klar und genau aus. Wunderbarerweise heisst das Wort „Am“ Ton, Laut oder Klang. Thay schaute uns alle an, seine Augen leuchteten, als wollte er sagen „alles ist möglich“. Es war ein sehr bewegender Moment und die Begleiter versammelten sich alle, um mit Thay weiter zu singen. Seit dem ersten „Am“ erfreut sich Thay täglich am singen und summen aller bekannten Lieder von Plum Village, in vietnamesisch, englisch und französisch. An diesem Punkt kann Thay die Melodie summen und ab und zu kann er ein Wort formulieren. Er hebt seine Arme so, um die Bedeutung der Linie auszudrücken und hat große Freude und ist überrascht, jedesmal wenn er ein klares Wort aussprechen kann.

Thays Therapeuten sind sehr überrascht über seinen starken Willen zu genesen und haben uns gesagt, dass das der wichtigste Faktor für seine Rehabilitation sei. Thay ist sehr entschlossen, sich selber zu trainieren, so dass er seine physische Kraft, sein Gleichgewicht und seine Körperhaltung wieder herstellen kann. Thay weiß sehr genau was er machen will und was nicht. Er kann jetzt alleine sitzen – wunderschön aufrecht. In den letzten drei Wochen wollte Thay auch mit Gehen beginnen, obwohl seine rechte Seite gelähmt bleibt. Mit der Unterstützung eines Begleiters hinten und eines Begleiters zu seiner Rechten, praktiziert Thay nun Gehmeditation im Garten, mehrmals am Tag. Wir können Thays Entzücken und die Freiheit spüren für jeden Schritt den er macht. Auch wenn es eine große Anstrengung ist, können wir sehen, dass für Thay jeder Schritt ein Erfolg ist, eine Bejahung des Lebens und die Freude, lebendig zu sein auf dieser wunderschönen Mutter Erde.

Von Zeit zu Zeit kommt die ganze Gemeinschaft von 150 Nonnen und Mönchen, um mit Thay Gehmeditation zu praktizieren. Letzte Woche konnten wir Thays Freude spüren, seine Schüler zu sehen und sein Glück, die Sangha in der Gehmeditation zu führen. Thay zeigte zum blauen Himmel, zum wallenden Bambus, zum Lächeln eines Bruders und wies uns damit an, den gegenwärtigen Moment zu geniessen. Thays Mut, Entschlossenheit und Freude, trotz seiner physischen Beschränkungen, war eine klare Lehre für alle Anwesenden, als wir hinter ihm gingen, mit unseren zwei gesunden Beinen. Mit jedem Schritt demonstrierte Thay, dass er mit der Praxis weitermachen wird, wie auch immer die Umstände oder Bedingungen sind. Thay bestätigte, dass er nie den Pfad verlassen würde. Er ermutigte uns, auf dem Weg zu bleiben und die Wunder des Lebens zu genießen.

Wir möchten allen danken, für die liebevolle Unterstützung für Thay und die Sangha in diesen vergangenen Monaten. Wir sind sehr dankbar für Eure Energie des Mitgefühls und die Gebete und für Eure Zusage, mit dem achtsamen praktizieren für Thay weiter zu machen. Einen speziellen Dank zu denen, die uns wunderschöne Kinderzeichnungen gesandt haben für Thays Zimmer und für diejenigen, die uns von Herzen kommende Spenden zukommen ließen, damit wir Thay unterstützen können.

Die Lotusse blühen in unseren Teichen, die Pflaumen reifen in unseren Obstgärten und wir bereiten unsere Hamlets vor, damit wir die Gäste für das Sommerretreat begrüßen können. Etwa 800 Menschen jede Woche, für einen ganzen Monat. Das Summer Retreat ist eine von Thays bevorzugten Zeiten im Jahr. Wir werden Familien und Kinder begrüßen und die Dharmavorträge werden von Thays Fortsetzung in der Form seiner Senior Dharma Lehrer gegeben werden. Im Schatten unter der Eiche, im Bambus Hain und auf den Veranden wird es am späten Nachmittag viele Gruppen geben, die sich tief miteinander austauschen. Herzen werden offen sein, Tränen werden vergossen werden und der Klang der Glocke wird
ertönen.

Vor neun Jahren wurde Thay gefragt: „Sie werden in diesem Jahr 80 Jahre alt. Planen Sie, sich als spiritueller Lehrer irgendwann zurück zu ziehen?“

Das ist die Antwort, die Thay gab: „Im Buddhismus sind wir überzeugt, dass die Belehrung nicht nur durch Worte erfolgt, sondern auch durch die Art, wie wir leben. Ihr Leben ist die Lehre, die Botschaft. Und da ich weitermachen werde mit sitzen, gehen und essen, mit der Sangha und anderen Menschen sein (interagieren), werde ich weiterhin lehren, auch wenn ich bereits meine Senior-Studenten ermutigt habe, mich beim Dharma-Vorträge-geben zu ersetzen. In den letzten 2 Jahren habe ich Dharma Lehrer – nicht nur aus dem monastischen Kreis, sondern auch Laien – ermutigt, zu kommen und Dharma Vorträge zu geben. Viele von ihnen haben wunderbare Dharma Vorträge gegeben. Einige Dharma Vorträge waren besser als meine. Ich sehe mich in meiner Fortsetzung und ich werde mich nicht zurückziehen. Ich werde weiterhin lehren, wenn nicht mit Vorträgen, dann mit meiner Art zu sitzen, zu lächeln und mit der Sangha sein. Ich liebe es, mit der Sangha zu sein. Auch wenn ich keinen Dharma Vortrag gebe, mache ich sehr gerne Gehmeditation, Sitzmeditation und achtsames Essen mit der Sangha. Also macht Euch keine Sorgen. Wenn Menschen der Praxis ausgesetzt sind, sind sie inspiriert. Sie brauchen nicht zu sprechen, um zu lehren. Sie müssen Ihr Leben achtsam und tief leben. Danke.“

Diese inspirierenden Worte sind unser Kompass beim Vorbereiten und Leiten der Retreats für tausende von Menschen in den kommenden Monaten: Hier in Plum Village im Sommer; im EIAB, Deutschland im August und an der „Miracle of Mindfulness Tour“ in den Vereinigten Staaten im Herbst. Bitte begleitet uns.

Mögt Ihr die Gegenwart derer genießen, die Ihr liebt und jeden Schritt den Ihr zusammen macht.

Mit Liebe und Vertauen
Die Mönche und Nonnen von Plum Village